Der Mann auf der Flucht
Angesichts einer ständig wachsenden Scheidungsrate, selbst in christlichen Kreisen, muß man sich fragen, warum es in der heutigen Gesellschaft so schwer ist, eine erfolgreiche Ehe zu führen. Dieser Artikel spricht jene Männer an, die vor ihrer Verantwortung offensichtlich davonlaufen.
Vor etwas über einem Jahr begrüßte Ann Landers (eine bekannte Journalistin und Lebensberaterin in den USA) ihre Stammleser mit dem Satz: „Dies ist die schwierigste Kolumne, die ich jemals zu schreiben hatte.“ Sie fuhr fort: „Die Frau, die sonst auf alle Fragen eine Antwort weiß, hat diesmal keine Antwort.“ Sie mußte sich nach zwanzigjähriger Ehe scheiden lassen.
Neulich gab Richard Roberts, Sohn des Evangelisten Oral Roberts, den Zusammenbruch seiner Ehe bekannt.
Vergangenen Monat reichte die Sängerin und Führerin der Antihomosexuellenbewegung, Anita Bryant, die Scheidung von ihrem Ehemann Bob Green ein, mit dem sie zwanzig Jahre lang verheiratet gewesen war. Ihr Kommentar dazu: „Es war wirklich nicht so großartig.“
Drei scheinbare Musterehen, zwei davon zwischen bibelgläubigen Christen, waren die Verluste in einem Kampf, in dem die Familien in unserer Kultur zerstört werden. Das Versagen dieser Ehen sagt nicht so sehr etwas über den Mangel an Charakter oder gutem Willen bei den betroffenen Einzelpersonen aus, es zeigt vielmehr den überwältigenden Druck, unter dem die Ehe in unserer Gesellschaft steht.
Obwohl dieser Angriff gegen Ehe und Familie von vielen Seiten gleichzeitig kommt, ist es vor allem die substantielle Verletzbarkeit der einzelnen Familie in unserer gegenwärtigen Gesellschaft, die es dem Feind erlaubt, seine Vorteile am stärksten auszuspielen.
Derek Prince machte einmal eine Bemerkung, die in mir tiefste Zustimmung auslöste, obwohl sie in ihrer Freimütigkeit etwas erschreckend ist: „Das Problem in der Familie sind nicht die Frauen, die nach Emanzipation rufen, es sind die Männer auf der Flucht vor ihrer Verantwortung.“ Zu dieser Zeit wurde an verschiedenen Orten eine Menge darüber gelehrt, wie die Frauen ihren rechten Platz finden, wie sie „unter Schutz“ kommen oder sich unterordnen sollen. Was damals gelehrt wurde, war sehr notwendig und sehr wahr, aber die Betonung auf die Rolle der Frau schien aus ziemlich unnormalen Umständen heraus zu rühren. Damit meine ich folgendes: In der frühen Zeit der charismatischen Bewegung war die Mehrzahl der Zuhörer Frauen. Und wegen der grundsätzlichen Notwendigkeit, daß sich Frauen in ihrer Beziehung in der Ehe nach der Heiligen Schrift verhalten sollen, führte dies zu einer ziemlich unausgeglichenen Betonung der Rolle der Frau. Und wer wäre mehr dazu bereit gewesen, darüber zu lehren, als männliche Bibellehrer!
Unsere Diagnose des Problems war richtig – innerhalb der Kirche mußte die Ordnung der Familie wiederhergestellt werden. Aber die Rezepte waren nicht ganz angemessen. Die Wurzel des Problems in einer Familie ist nicht immer eine rebellische Frau oder eine Frau, die sich nicht unterordnet. Viel öfter ist es ein abtrünniger Ehemann, der vor seiner Verantwortung als Ehemann und Vater flieht und es durch sein Versagen ermöglicht, daß seine Frau die Initiative in der Familie übernimmt. Wenn ein Mann endlich seinen Platz in seiner Familie einnimmt und beginnt, biblische Leiterschaft zu übernehmen, sagt die Frau normalerweise: „Es ist auch höchste Zeit geworden!“
Nach vierundzwanzig Jahren Ehe habe ich keinen Zweifel mehr daran, daß der Drang zur Verantwortungslosigkeit ein sehr starker Teil der männlichen Natur ist. Vor einiger Zeit saß ich in einem Flugzeug, als folgende Schriftstelle in meine Gedanken kam: „Ihr Mann ist bekannt in den Toren, wenn er sitzt bei den Ältesten des Landes“
(SPRÜCHE 31:23).
Erfolg oder Versagen im Leben wird stärker in der Familie als im Beruf eines Mannes bestimmt. Erfolg in irgendeinem anderen Bereich ist kein Ersatz für Versagen zu Hause! Wenn ein Pfarrer oder Ältester den Dienst quittiert, dann geschieht dies gewöhnlich wegen der Probleme oder Schwierigkeiten in seiner Familie. Einige der führenden Firmen in unserer Nation (den USA) laden jetzt schon die Frauen zum Bewerbungsgespräch zukünftiger Angestellter ein, weil sie entdeckt haben, daß eine glückliche und erfüllte Frau ein Anzeichen für einen erfolgreichen Mann ist. Ein Mann, der zu Hause erfolgreich ist, wird wahrscheinlich in seiner Arbeit genauso erfolgreich sein. Wenn man mit dem Mann alleine spricht, dann redet man tatsächlich nur mit „einer Hälfte“ des Mannes. Die „andere Hälfte“ wird einem wahrscheinlich ein realistischeres Bild davon vermitteln, wer ein Mann wirklich ist. An der Ehefrau kann man erkennen, ob der Mann in seinem Leben erfolgreich ist oder ob er versagt hat.
Die Familie ist nicht ein verspäteter Einfall, den Gott an Seinen Plan angefügt hat, sozusagen als nützliche Einrichtung für die Bedürfnisse von Mann und Frau.
Die eheliche Beziehung und die Familie stehen im Mittelpunkt von Gottes Plan für die Menschheit und im besonderen für Sein auserwähltes Volk.
Erstens ist die Ehebeziehung der Grundstein für die Kirche und Gesellschaft. Die Philosophie der modernen Gesellschaft sagt, daß das Individuum die Grundeinheit der Gesellschaft ist. Im alten Israel war von Gott die Familie als Grundeinheit geplant, die das geistige und kulturelle Leben in der Nation weitertragen sollte. In der Kirche sollte das Heim der Brennpunkt geistlichen Lebens sein. Jedes Heim sollte eine Hauskirche sein, die die notwendigen Bedingungen für das Wachstum und das Heil in unserer Beziehung mit dem Herrn schafft.
Zweitens: Die Ehe ist ein Abbild der Beziehung, die Christus mit Seiner Kirche hat. Eine richtige Ehebeziehung sollte der Welt gegenüber von Gottes Liebe zeugen, von Seiner Obhut und Sorge um die Seinen. Sie sollte ein Abbild sein für den sich selbst opfernden Gott, Der in ein Bündnis eintritt und Sein Leben für Sein Volk hingibt.
Drittens: Die Ehebeziehung ist der Trainingsplatz für die persönliche Entwicklung in unserem geistlichen Leben und in unserem Dienst im Leib Christi. Viele Männer sind sich dessen bewußt, daß die wertvollste Quelle ihres Wachstums und ihrer Reife ihre Ehefrau ist. In einem sehr praktischen Sinn ist ein Mann mit seinem „Seminar“ verheiratet.
Viertens: Ehe und Familie sind ein natürliches Stück Kirche inmitten der welt lichen Gesellschaft. Es gibt keine natürlichere und kraftvollere Möglichkeit, das Leben Christi in der Gesellschaft auszubreiten, als das starke göttliche Zeugnis eines christlichen Heimes. Es ist ein kleines Stück der Kirche, das in deine Nachbarschaft gepflanzt wird.
Fünftens: Das Heim und die Ehe sind ein Platz für Heilung und Erholung. Der Herr wollte, daß die Ehe eine Quelle sein sollte, die unsere grundlegendsten und wichtigsten menschlichen Bedürfnisse stillt. Ohne diese Quelle der Ermutigung wird unser Kampf zunehmend schwieriger und schmerzhafter.
Wenn wir verstehen, daß die Ehe im Zentrum von Gottes ewigem Plan und der Vollendung Seines Reiches steht, dann ist es leicht zu verstehen, warum die Kräfte dieses Zeitalters die grundlegende Berufung von Männern und Frauen angreifen und versuchen, diese zu zerstören.
Der Sturmangriff
Der Angriff gegen die Familie ist nicht immer lautstark und offenkundig geführt worden. Vielmehr hat der Feind es vorgezogen, raffinierte und weitreichende Veränderungen in den grundlegenden Strukturen unserer Kultur und unserer Gesellschaft zu erzeugen, die dazu führen, daß Heim und Familie vernichtet werden, indem sie ganz einfach von der Bildfläche verdrängt werden. Erlaube mir, sechs grundlegende Kräfte aufzuzählen, die dabei sind, Ehe und Familie immer weiter in eine kleine Ecke des modernen Lebens zu drängen.
1. Individualismus: Unsere Ich-bezogene Gesellschaft legt alle Betonung auf die Erfüllung des einzelnen. Wenn das Ich im Zentrum des Lebens steht und Selbstverwirklichung das einzige Ziel ist, dann ist es unmöglich, füreinander Opfer zu bringen, die ja nötig sind, damit eine Familie überhaupt bestehen kann. Persönliche Selbstentfaltung wird dann eine leichte Rechtfertigung für Scheidung, Ehebruch, Junggesellendasein und eine kinderlose Ehe. Heutzutage sind solche Ehen sehr oft nur auf dem Bedürfnis nach persönlichem Glück, persönlicher Zufriedenheit und Erfüllung aufgebaut.
2. Gesellschaftliche Aktivitäten: Damit meine ich Aktivitäten außerhalb des Hauses. Noch vor fünfzig Jahren waren die wichtigsten sozialen Tätigkeiten in der Gesellschaft um die Familie zentriert. Die Familie bot Aktivitäten und Erholung für sich selbst. Die modernen gesellschaftlichen Aktivitäten und unglücklicherweise auch viele Angebote der Kirchen tendieren dazu, die Familien eher zu zertrennen als zu vereinen. Der Vater geht in den Kegelverein, die Mutter geht in den Frauenkreis, und die Kinder haben bestimmte Verpflichtungen in der Schule. In einer modernen Familie kann es geschehen, daß mehrere Tage vergehen, ohne daß man auch nur eine einzige Mahlzeit zusammen einnimmt oder einen Abend gemeinsam zu Hause verbringt. Dieser Lebensstil bringt Menschen hervor, die einander fremd sind. Obwohl alle im selben Haus wohnen, sind sie nicht wirklich eine Familie.
3. Unterschiedliche Quellen von Autorität: Unsere Gesellschaft leidet unter der „Expertenplage“. Die Schulen, der Staat, die Ärzte und eine nicht zu beschreibende undefinierbare Gruppe von Leuten, die es von Berufs wegen wissen müssen, haben alle den Vater als denjenigen ersetzt, der weiß, was für die Familie am besten ist. Wenn ein Kind heutzutage Antworten braucht, dann fragt es nicht mehr seinen Vater, sondern einen Lehrer, oder es liest in einem Buch nach.
Die Experten haben den Männern eingeredet, daß diese nicht wissen, wie sie Väter oder Ehemänner sein sollten, und sie haben den Frauen eingeredet, daß sie nicht wissen, was es heißt, Ehefrau oder Mutter zu sein. Niemand kann mehr irgend etwas tun, ohne daß er dazu den Ratschlag eines Fachmannes braucht. Ein solches Auseinanderlaufen der Autoritäten bringt nicht Sicherheit und Gesundheit, sondern nur weitere Verwirrung.
4. Rollentausch: Die Männer verlieren ihre Männlichkeit und die Frauen ihre Weiblichkeit. Nicht nur, daß die grundlegenden Eigenschaften von Mann und Frau zerstört werden, es werden auch die damit verbundenen Rollen verwischt und geradezu ausradiert. Die ganze gesetzliche und gesellschaftliche Struktur zerstört die Rolle des Mannes als Leiter, Beschützer und als denjenigen, der für andere sorgt! Sie zerstört auch die Rolle der Frau als „Helfer“ und als derjenigen, die einen Haushalt führt. Die Männer werden verweiblicht und passiv, während die Frauen immer mehr männlich und aggressiv werden. Das Ergebnis davon ist, daß die Kinder ohne ein klares Verständnis bezüglich ihres Geschlechtes gelassen werden und keine Vorbilder haben, denen sie folgen könnten.
5. Nicht-biblische Grundlagen von Moral und Ethik, Situationsethik und Relativismus wollen uns weismachen, daß es keine absoluten Wertmaßstäbe gibt, nach denen man beurteilen könnte, was normal und richtig ist. Es gibt keine „Regeln“ mehr, wie eine Ehe aufgebaut sein sollte oder wie man die Kinder erziehen sollte. Jedermann kann tun, was seinem Gefühl nach gut ist. Das Ergebnis ist ein Durcheinander.
6. Die wirtschaftliche Grundlage der Gesellschaft wurde vom Heim entfernt: Vor hundert Jahren war die wirtschaftliche Grundlage der Gesellschaft noch zu Hause. Der Familienbetrieb, die Landwirtschaft oder die Heimarbeit waren das ökonomische Rückgrat unserer Kultur. Dies bedeutete, daß die Väter normalerweise zu Hause waren und ihre Söhne in der Arbeit oder dem Beruf ausbildeten, den sie selber ausübten.
Die komplexe wirtschaftliche Struktur unserer Gesellschaft erfordert es normalerweise, daß ein Vater außerhalb seines Hauses arbeitet, oft sogar für einige Tage hintereinander. Dies bedeutet, daß die wirtschaftliche Selbständigkeit nicht mehr innerhalb der Familie gewährleistet ist, sondern von einer Firma, der Regierung oder der Gewerkschaft garantiert wird. Die Inflationsrate und der Druck, einen bestimmten Lebensstandard aufrechtzuerhalten, zwingen viele Familien in eine Situation, in der beide Elternteile beschäftigt sein müssen. Dies wiederum bringt die Kinder in Tageskindergärten, und die Mütter verbrauchen einen großen Teil ihrer Energie außerhalb der Führung eines Haushaltes und der Familie. Unsere komplexe wirtschaftliche Struktur trägt außerdem zu der hohen Mobilität und Unstetigkeit unserer Gesellschaft bei. Nur selten lebt eine Familie nahe bei den Großeltern, Onkeln oder Tanten.
Der Mangel an Identität innerhalb einer festen Familienstruktur zerstört den Sinn für ein bestimmtes Erbe sowie für Verantwortung und Respekt gegenüber Älteren. Langsam wird die Grundlage unserer Gesellschaft zerstört. Das Chaos und die Verwirrung einer Gesellschaft ohne intakte Familien drückt sich in der steigenden Kriminalitätsrate und der wachsenden Scheidungsziffer, in dem weit verbreiteten Ansteigen von Homosexualitität und dem generellen Verlust an moralischer Grundlage aus. Ein Großteil davon kann auf die Degeneration unserer Familien zurückgeführt werden und darauf, daß der Ehemann aus seiner gottgegebenen Aufgabe geflüchtet ist.
Wie kehren wir zurück?
Sehr oft empfinde ich einen ziemlich starken Neid, wenn ich vor einem jungen christlichen Paar stehe, das dabei ist, Mann und Frau zu werden. Zwei junge Leute, die die Ehe beginnen mit einem klaren christlichen Verständnis von Reife, von Bündnistreue und den Anforderungen der von Gott gegebenen Rollen an Ehemann und Ehefrau, beginnen auf einer soliden Grundlage, die vielen von uns, auch jenen, die Gläubige gewesen sind, gefehlt hat. Für jene, die ihr Eheleben nicht auf biblischen Grundlagen begonnen haben, ist der Weg zu einer biblischen Erneuerung oft lang und schmerzhaft. Es wird uns oft erst bewußt, wie weit wir als Menschen vom Ebenbild Gottes abgefallen sind, wenn wir beginnen, dorthin zurückzukehren.
Der Weg, wie wir zu der biblischen Realität in unserer Ehe zurückkehren, ist oft ebenso wichtig wie der Entschluß der Rückkehr an sich. Auf diesem Weg ist der Mann die Schlüsselfigur. An ihm liegt es, die Fülle von Möglichkeiten zu erfassen, die Gott für die Ehe vorgesehen hat. Es genügt nicht, nur einige grundlegende Probleme in unserer Ehe zu erkennen, ein paar Veränderungen in unseren Lebensgewohnheiten vorzunehmen, mit seinem Seelsorger ein- oder zweimal zu sprechen und dann zu erwarten, daß alles in Ordnung ist. Unglücklicherweise haben viele Männer eine sehr naive Vorstellung davon, was es heißt, ihre Ehe in Ordnung zu bringen. Wenn beide einmal nach einem Eheberatungsgespräch aus dem Haus ihres Pastors kommen, dann atmet der Ehemann auf und sagt: „Nun, das ist glücklich vorbei, jetzt können wir wie gewohnt weitermachen.“ Er glaubt sich schon am Ziel, sobald er das Problem entdeckt hat – in Wirklichkeit ist das erst der Anfang!
Hindernisse auf dem Weg
Jeder Mann, der glaubt, daß die Schlacht geschlagen ist, sobald er aus dem Haus seines Pastors herauskommt, darf sich auf ein unglaublich hartes Erwachen gefaßt machen. Nicht nur, daß der Weg erst begonnen hat – er wird in sich die Neigung zur Flucht entdecken! Wenn ein Mann sich jemals eingebildet hat, ein Leiter zu sein, so werden seine Illusionen wahrscheinlich spätestens dann zerstört werden, wenn er sich daran macht, seine Ehe zu leiten. Nachfolgend nenne ich sieben verbreitete Fehler, die Männer auf ihrem Weg zurück gewöhnlich machen.
1. Das Versagen in der Aufgabe, richtige Leiter zu sein
Vor etwa zehn Jahren begann ich ein regelmäßiges Treffen mit einer Gruppe von Männern und ihren Frauen mit dem Ziel, einige biblische Grundlagen von Wachstum und Jüngerschaft zu entdecken. Vor unserem ersten Treffen fastete ich und suchte den Herrn, um den ersten Schritt auf diesem Weg zu finden. Ich erwartete, daß der Herr sagen würde, wir sollten einige wichtige Teile aus der Bibel lesen. Oder vielleicht würde Er ein großes Opfer von uns verlangen oder eine hochklingende Verpflichtung von uns fordern. Aber am dritten Tag des Fastens gab der Herr mir ganz sanft folgende Worte in meinen Geist: „Bemüht euch um den Respekt eurer Frauen!“
Etwas mißgelaunt dem Herrn gegenüber wegen der Weisung, die Er gegeben hatte, waren wir an diesem Abend um den Wohnzimmertisch versammelt und fragten unsere Frauen, ob sie uns wirklich respektieren. Nach zehn Jahren sind wir immer noch dabei, uns um diesen Respekt zu bemühen! Eine der am häufigsten genannten Klagen unserer Frauen an diesem Abend war der Mangel an konsequenter Initiative und Leitung in ihrem Leben durch uns Ehemänner. Bill Gothard hat bei der Befragung christlicher Frauen herausgefunden, daß ihr größtes Problem mit ihren Ehemännern deren Versagen an wirklicher geistlicher Leiterschaft ist. Dies trifft besonders auf die Frauen von Geistlichen zu! Eine Frau möchte wirklich geführt werden. Es gibt sehr wenige Frauen, die der Leitung ihres Ehemannes grundsätzlich nie folgen würden. Allzuoft ändert sich in einer Ehe solange nichts Grundlegendes, bis die Frau damit droht abzuhauen, einen Nervenzusammenbruch bekommt oder der Ehemann drei Nächte lang durch ihr Weinen wach gehalten wird. Dann fragt ihr Mann meistens recht freundlich: „Stimmt irgendetwas nicht, Liebling?“ Er hätte diese Frage wenigstens schon sechs Monate früher stellen sollen. Ein christlicher Ehemann kann viele Stunden damit verbringen, seiner Gemeinde zu dienen, einen ganzen Abend voll Eifer in der Nachbarschaft Zeugnis geben oder ein Wochenende lang jemanden trösten, der einen Nahestehenden verloren hat. Aber wenn es um die bohrenden Probleme seiner Frau geht, hat er oft nicht die Zeit, um mit ihr zu sprechen, ihr zuzuhören und mit ihr zu beten.
„Liebling, wir haben sechs Wochen lang kaum ein Wort miteinander gesprochen!“ seufzt die Frau. „Du hast recht. Liebling“, sagt ihr Mann liebevoll. „Ich habe heute Abend fünf Minuten Zeit, was willst du mir sagen?“
Ein Mann, der wirklich seine Frau leitet, wird für die Gelegenheit sorgen, daß sie ihm ihre Nöte und Empfindungen regelmäßig und vollständig mitteilen kann. Es ist Aufgabe des Ehemannes, eine geistliche Perspektive für seine Familie zu bekommen und seine Frau und seine Kinder in alles hineinzuführen, was der Herr für sie als Ehepaar und Familie vorhat. Dies heißt natürlich, daß Ehe und Familie ebensoviel Zeit, Kraft und Gebet brauchen, wie es etwa seine Arbeit oder sein Dienst benötigt.
2. Das Versagen darin, die Realität richtig einzuschätzen
Die Heilige Schrift gebietet dem Ehemann, mit seiner Frau in einer verständnisvollen Weise zusammenzuleben (vgl. 1. PETRUS 3:7). Das Wort Gottes sagt uns, daß die Frau das schwächere Gefäß ist und daß wir es lernen müssen, den Zustand unserer Frau und unserer Kinder an deren tatsächlicher geistlichen, seelischen und körperlichen Verfassung abzulesen. Das erste Mal, als Judy zu mir sagte, daß sie nicht mehr zu einem Treffen gehen möchte, dachte ich, sie wäre vom Glauben abgefallen. Wir waren ja ’nur‘ in dreiundvierzig Treffen innerhalb von zwei Wochen gewesen.
Hätte ich damals verstanden, die Realität am Zustand meiner Frau abzulesen, dann hätte ich es gesehen, daß wir mehr herumgereist waren, als der Herr es wollte. Es gibt etwas in den meisten Männern, was sie dazu drängt, sich für ihren Beruf, ob er weltlich oder geistlich ist, sieben Tage in der Woche, achtzehn Stunden am Tag aufzuopfern – und selbst das ist noch nicht genug. Wenn das Ausruhen für den Menschen naturgemäß gewesen wäre, dann hätte uns der Herr nicht das Gebot zu geben brauchen, einen Tag in der Woche auszuruhen.
Die meisten Männer, besonders jene im geistlichen Dienst, haben dieses Gebot aus ihrer Bibel gestrichen. Wir erzählen unseren Frauen, wie hart wir arbeiten, wieviel wir für Jesus und die Familie leiden, und dabei wissen wir in unserem tiefsten Innern, daß wir dies eigentlich ganz gerne tun!
Männer haben die Gewohnheit, den Zustand ihrer Ehe am Ausmaß der offenen Meinungsverschiedenheiten abzulesen. Wenn wir in der Ehe drei Wochen lang nicht gestritten haben, dann haben wir das Gefühl, daß wir miteinander ganz gut auskommen. Wir versuchen, unsere Ehe eher so einzuschätzen, wie wir möchten, daß sie sei, anstatt so, wie sie wirklich ist. Die meisten Männer betrügen sich selbst, wenn es um den tatsächlichen Zustand ihrer Ehebeziehung geht. Es gibt einige leise Anzeichen, die zu lesen ein Mann lernen muß: Ist seine Frau offen und herzlich? Zeigt sie Einfallsreichtum und Freude daran, die Wohnung herzurichten und Essen zu kochen? Freut sie sich an ihrer Beziehung zu den Kindern? Ist sie im sexuellen Bereich leicht ansprechbar? Ist sie körperlich gesund und munter? Respektiert sie dich als einen Mann? Hast du den Mut, sie danach zu fragen? Wenn man einmal davon absieht, daß es irgendwelche ungewöhnliche Umstände gibt, die einen dieser Bereiche beeinflussen könnten, muß ein Mann lernen, den wahren Zustand seines eigenen Lebens und seiner Fähigkeit, andere Menschen zu leiten, an der Gesundheit und dem Wohlbefinden seiner Frau abzulesen.
3. Falsche Reaktionen auf alte Verletzungen
Jeder Mann hat durch Unwissenheit oder schlechtes Einfühlungsvermögen, durch schlechte Leitung oder durch Verhaltensgewohnheiten aus seiner Vergangenheit im Leben seiner Frau Verletzungen und Ungerechtigkeiten gesät. Es ist offensichtlich ein unabänderliches geistliches Gesetz, daß man von allem, was man gesät hat, eine Ernte einbringen wird. Nehmen wir einmal an, daß du in den ersten zehn Jahren deiner Ehe nicht sensibel genug gewesen bist gegenüber den Gefühlen deiner Frau und ihren Nöten im finanziellen Bereich. Bist du dir im klaren darüber, daß ein falscher Umgang mit Geld Probleme verursachen kann? Es ist nahezu unausweichlich, daß Bitterkeit, Ressentiments und Verletzungen in ihrem Leben zu wachsen beginnen. Nach zehn Jahren Ehe besuchst du eine Bibelkonferenz für Männer, und der Redner sagt: „Ihr müßt die Bedürfnisse eurer Frauen berücksichtigen, wenn ihr eure Finanzen für die Familie einteilt.“ Vollkommen überzeugt davon kehrst du nach Hause zurück und bist von nun an unparteiisch und gerecht und gibst deiner Frau auch etwas Taschengeld. Du denkst, nun hast du das Problem gelöst, und alles wird von jetzt an rosig sein. Aber: Du hast noch nicht begonnen, die Ernte einzuholen! Wir glauben zu gerne daran, daß ein kleines „Liebling, bitte vergib mir!“ alle Probleme lösen wird. Aber manchmal frustriert sie das nur noch mehr. Der schlechte Samen, den du in zehn Jahren Unwissenheit und Gefühllosigkeit gesät hast, wird aufgehen, und du wirst mit Sicherheit entsprechend dem Gesetz Gottes mit Säen und Ernten die Ernte einholen müssen.
Jeder Gärtner kann uns erzählen, daß man das unerwünschte Unkraut nicht dadurch los wird, indem man es in den Boden zurückstopft. Wenn du das tust, wird es zehnfältig zurückkommen. Nachdem du also vom Herrn über richtiges Verhalten im Umgang mit Geld überzeugt worden bist, gibst du deiner Frau ein großzügiges Taschengeld und schickst sie in ein Geschäft, damit sie sich einige neue Kleider kauft. An dem Abend, an dem wir im Schlafzimmer ihre neue Garderobe bewundern, bricht sie zusammen und schluchzt: „Nie gibst du mir genug Geld!“ Dies ist noch die anhaltende Wirkung einer alten Wunde! Voll Betroffenheit antworten wir: „Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe. Du hast eben gerade eine ganze Menge für diese Kleider ausgegeben.“ Auf diese Weise haben wir eine jahrealte Frucht in den Boden zurückgestopft. Keine Sorge! Sie wird in einigen Monaten wieder auftauchen!
Wenn wir weise sind, dann achten wir darauf, die Frucht alter Verletzungen und Wunden zu erkennen, auch wenn sich unser Benehmen wirklich schon geändert hat, und nehmen diese Frucht liebevoll an, indem wir erkennen, daß sie die Auswirkung von alten Verletzungen ist, die noch anhält. Wir müssen darauf gefaßt sein, diese alten Früchte noch einige Zeit zu ernten, vor allem, wenn die Verletzungen und die Nachlässigkeit gegenüber unserer Frau lang angedauert haben und ernsthafter waren. Die Größe und das Ausmaß der Ernte stehen im direkten Verhältnis zum Ausmaß dessen, was wir gesät haben.
4. Die Unfähigkeit, zuzuhören
Wahrscheinlich ist die größte Fähigkeit, die ein Mann, der seine Ehe in Ordnung bringen will, entwickeln kann, die Fähigkeit, seiner Frau zuzuhören. Eine Frau hat ein unfehlbares Gespür, um herauszufinden, ob ihr Mann wirklich zuhört oder nicht. Sie spricht vielleicht gerade über ein Problem mit ihrer Handarbeitsklasse oder darüber, warum der Ofen nicht richtig heizt oder was die Nachbarin mit ihrem Sohn getan hat. Plötzlich sagt sie : „Du hörst mir ja gar nicht zu.“ Die ganze Zeit hast du mit dem Kopf genickt und gesagt: „Jawohl, Liebling, jawohl.“ Irgendwie wußte sie ganz genau, daß du immer noch in Gedanken bei den Rechnungsbüchern im Büro warst. Meine Frau erzählt mir über ihren Tagesablauf, und plötzlich wird mir klar, daß ich gar nicht zuhöre, sondern gerade Osteuropa evangelisiere.
Sehr oft braucht eine Frau keine Antwort, ja nicht einmal einen Kommentar. Irgendwo im Herzen einer Frau ist das Bedürfnis vorhanden, ihrem Mann mitzuteilen, was sich in ihrer Welt ereignet. Auch wenn das Nachbarskind oder die kaputte Waschmaschine für uns gegenüber den großen Problemen, die wir in unserem täglichen Leben herumtragen, trivial erscheinen mögen, müssen wir uns darüber im klaren sein, daß dies für sie ihre ganze Welt ist. Eine kaputte Waschmaschine ist für sie ebenso katastrophal wie für uns eine Pleite im Geschäft. Und eine kleine Schwierigkeit mit dem Nachbarn kann für sie so weltbewegend sein wie für uns eine Auseinandersetzung mit dem Chef. Eines der größten Hindernisse dabei, unserer Frau zuzuhören, ist unsere Unfähigkeit, „den Bogen zu entspannen“.
Die Vorliebe eines Mannes für seine Arbeit hält ihn ständig in Anspannung, und die leiseste Anregung versetzt ihn wieder in seine Arbeit zurück. Geistliche und Männer in Berufen, die keine regelmäßige Arbeitszeit haben, haben eine besondere Neigung zu dieser Krankheit. Aber auch Männer, die eine regelmäßige Arbeitszeit haben, kommen von der Arbeit und sind oft noch angespannt und möchten gar nicht aufhören zu arbeiten, auch wenn sie im Garten, in der Gemeinde oder unter Freunden sind. Mit unserem Körper sind wir anwesend, in Gedanken aber sind wir abwesend. Ein beständig gespannter Bogen verliert jedoch schließlich seine Stärke und Spannkraft. Er ist immer straff und nie entspannt. Jeder Mann muß lernen, von einem gewissen Punkt an alle Verantwortung und Sorgen seiner Welt abzulegen und in die Welt seiner Frau hineinzutreten. Vorher wird er nicht in der Lage sein, ihr zuzuhören!
Wenn wir nicht „entspannen“, werden wir nicht in der Lage sein, die unsichtbaren Anzeichen einer kranken Ehe zu erkennen. Unsere Zielstrebigkeit und unsere Arbeitswut hält uns solange unter Hochdruck, bis unsere Frau zusammenbricht, weil für sie der Druck zu groß geworden ist.
5. Gebrochene Versprechen
In SPRÜCHE 13:12 steht: „Hoffnung, die sich verzögert, ängstigt das Herz.“
Immer wieder gebrochene Versprechen verursachen eine Wunde, die zu heilen fast unmöglich ist. In einem Beruf, in dem man hauptsächlich mit Menschen umgehen muß, ist es oft sehr schwierig, Versprechen einzuhalten. Nehmen wir an, ich habe meiner Frau versprochen, daß ich um sechs Uhr zu Hause sein werde. Für sie ist das sehr wichtig. Ihr ganzer Tagesablauf ist danach ausgerichtet, mit der Familie zusammen Abendbrot zu essen. Um Viertel nach fünf kommt Herr Schmidt weinend in mein Büro und erzählt mir, daß seine Frau gerade die Kinder mit sich genommen hat und von zu Hause weggegangen ist. Nun stehe ich vor der Entscheidung, wer wichtiger ist: Frau Schmidt oder Frau Mumford?
Auch wenn die Tragödie einer problembeladenen Ehe nicht mit dem Abendessen zu Hause vergleichbar sein mag: Wenn wir sehr viel mit solchen Problemen beschäftigt sind, dann werden wir feststellen, daß es hunderte Frau Schmidts, aber nur eine Frau Mumford gibt. Unser mitfühlendes Herz drängt uns, an diesem Abend Stunde um Stunde mit Herrn Schmidt zu verbringen und zu vergessen, daß er seine Ehe dreiundzwanzig Jahre lang vernachlässigt hat und daß er vielleicht zehn Jahre brauchen wird, um sie wieder zu heilen, und daß es für das weitere Leben des Herrn Schmidt nicht so entscheidend sein wird, ob wir uns heute oder morgen eine Stunde Zeit nehmen.
Manche Frau wird dazu verleitet, über die Anforderungen im Beruf ihres Mannes einfach deswegen zu schimpfen, weil sie erlebt, wie ihre Familie und sie selbst ständig durch gebrochene Versprechen enttäuscht werden. Die Schrift ermahnt uns, nicht wie ein Narr Versprechen zu geben. In PREDIGER 5:4 heißt es: „Es ist besser, du gelobst nichts, als daß du nicht hältst, was du gelobst.“
Es ist sehr leicht, unter dem Druck einer schwierigen Situation unserer Frau ein Versprechen zu geben, nicht, weil wir wirklich ihren Bedürfnissen entsprechen wollen, sondern weil wir ein zusätzliches Pflaster auf die Wunde kleben und uns vor einer Verpflichtung drücken wollen. Inmitten einer Krise sagen wir vielleicht zu unserer Frau: „Liebling, wir werden diesen Sommer in den Urlaub fahren.“ Wenn jedoch der Sommer kommt und es unserer Frau wieder etwas besser geht, dann vergessen wir unseren Urlaub. Aber sie vergißt ihn nicht!
Unsere liebe Ehefrau hält uns bis drei Uhr in der Frühe wach und erzählt uns, wie sie und die Kinder darunter leiden, daß wir die letzten zwei Monate nicht einen Tag mit der Familie zusammen verbracht haben. In unserem verzweifelten Wunsch nach Schlaf versprechen wir: „Liebling, wir werden uns dieses Wochenende einen Tag freihalten und gemeinsam einen Ausflug machen.“ Wenn jedoch das Wochenende naht, kommt wieder etwas anderes dazwischen, und wieder wurde eine Hoffnung zerstört, ihr Herz noch ein bißchen mehr verletzt, und unsere Ehefrau denkt über Frau Schmidt nach, die mit den Kindern von zu Hause fortgegangen ist.
Wenn du jemals deiner Frau etwas versprochen hast, und sie hat geantwortet: „Ich glaube dir das erst, wenn es geschehen ist“, dann weißt du, daß du einige Versprechen gebrochen hast, die geheilt werden müssen.
6. Charakterliche Reife
Eine Frau braucht mehr als einen Ehemann, sie braucht einen Mann. Eine Frau hat ein Bedürfnis, den Ehemann wegen seiner Persönlichkeit zu bewundern. Die meisten Frauen verlangen nicht, daß ihr Ehemann perfekt ist. Sie möchten nur, daß er genug Reife ausstrahlt, um ihnen die Sicherheit und Geborgenheit zu geben, die sie brauchen. Ich möchte gern zehn grundlegende Bereiche anführen, in denen jeder Mann wachsen und in seiner Persönlichkeit reifen sollte.
Geistlich: Ein Ehemann und Vater sollte das Wort Gottes genügend kennen, um seiner Familie angemessenen Rat und Führung zu geben. Er sollte in der Lage sein, die Umstände in seiner Familie wie auch bei anderen Menschen gemäß dem Maßstab von Gottes Prinzipien zu interpretieren und entsprechend zu handeln. Und er sollte in der Lage sein, die Gnade, Güte und Barmherzigkeit des Herrn seiner Familie gegenüber durch sein Gebet und durch seinen Rat auszustrahlen.
Gesellschaftlich: Ein Mann sollte sich in jeder gesellschaftlichen Situation mit einem angemessenen Grad von Etikette und Würde benehmen können und dabei weder im Mittelpunkt stehen noch zurückgezogenes Mauerblümchen sein.
Intellektuell: Ein Mann muß nicht ein Studium abschließen, um geistig zu wachsen. Dennoch sollte er die Zeit und die Anstrengung nicht scheuen, um in seinem Verständnis der Welt um ihn herum und der Menschen, mit denen er lebt, zu wachsen.
Finanziell: Finanzielles Wachstum bedeutet, daß ein Mann sein Geld einteilen und beherrschen kann und nicht, daß sein Geld ihn beherrscht.
Konfrontation: Dies bedeutet nicht, daß ein Mann stur oder unangenehm sein soll, es bedeutet eher, daß er zum Beispiel den Mut hat, dem Kellner zu sagen, daß das Steak seiner Frau nur halb gar ist.
Sexuell: Ein Mann sollte in der Lage sein, seine Frau mit einem angemessenen Grad an Einfühlungsvermögen und Selbstbeherrschung zu sexueller Erfüllung zu führen.
Vaterschaft: Ich glaube, daß kein Mann in diesem Bereich vollkommene Reife erlangt. Er lernt nur, weniger Fehler zu machen.
Männlichkeit: Dies bedeutet, daß er seine Gefühle beherrschen kann, ehrlich und aufrichtig ist, vor allem, daß er die Fähigkeit besitzt, die Initiative zu ergreifen und die Führung zu übernehmen.
Überzeugungen: Ein Mann sollte wissen, was er glaubt und warum er es glaubt, auch wenn er dem Druck und dem Einfluß anderer ausgesetzt ist.
Äußere Erscheinung: Ein Mann muß nicht aussehen wie das Titelbild von „Esquire“, aber er sollte auch nicht aussehen wie jemand, den gerade die Katze hereingeschleift hat.
In all diesen zehn Bereichen sollen wir wachsen. Normalerweise haben wir auf sechs oder sieben dieser Gebiete unser Ziel erreicht, und in drei oder vieren dieser Gebiete machen wir noch viele Fehler. Die Gemeinde sieht die sieben Gebiete, in denen wir sehr gut dastehen, doch es gibt jemanden, der auch die drei anderen Gebiete sieht, die wir gerne vertuschen möchten! Unterschiedliche Grade von Wachstum eines Mannes in diesen Gebieten stoßen bei einer Frau auf Unverständis, und sie verursachen Unsicherheit, Instabilität und einen Mangel an Respekt gegenüber dem Mann.
7. Weiche nicht Problemen aus.
Irgend etwas im Charakter der meisten Männer macht sie zu „Friedensstiftern“. Allerdings ist dies nicht die Art von Frieden stiften, von der Jesus in der Bergpredigt gesprochen hat. Das ist vielmehr eine Art Weichlichkeit. Die meisten Männer gehen sehr schnell auf Distanz, wenn es darum geht, Konflikten und Problemen zu begegnen. Sie werden fast alles tun, um einer Auseinandersetzung oder einer Schwierigkeit zu Hause aus dem Weg zu gehen. Deswegen sind wir ständig dabei, zusätzliche Pflaster auf die Wunden zu kleben, und tun gerade genug, um die Symptome unter Kontrolle zu halten, ohne daß wir uns jemals mit den zugrundeliegenden Ursachen beschäftigen. Würde nicht der Heilige Geist so treu dafür sorgen, daß uns manche Probleme ständig vor Augen stehen, so ließen wir wahrscheinlich die meisten davon ungelöst, bis sie vielleicht unsere Ehe zerstören oder in einem nicht wiedergutzumachenden Ausmaß verwunden.
Es gibt zwei grundlegende Ursachen für Konflikte in unserer Ehe. Diese scheinen oft ungelöst zu bleiben, weil der Ehemann einen Mangel an Initiative und an Leitung zeigt.
Erstens steht die Ehe auf einer ungenügenden Basis. Ein verbreitetes grundsätzliches Problem ist die Unsicherheit bei dem einen oder dem anderen Partner darüber, ob es der vollkommene Wille Gottes ist, daß sie verheiratet sind. Unsicherheit über den Willen Gottes, daß sie zusammen sind, läßt Raum für Zweifel wie: „Vielleicht hat der Herr einen besseren Partner für mich“ oder „es kann sein, daß dies nicht der vollkommene Ehepartner für mich ist“. Solche Zweifel müssen zum Schweigen gebracht werden und vor dem Herrn geklärt werden, oder man bleibt auf die Dauer unfähig, sich einander hinzugeben und für die Freuden einer Ehe frei zu sein.
Sexuelle Beziehungen vor der Ehe können das Paar mit Schuldgefühlen belasten oder enttäuscht und unsicher über ihre eigenen sexuellen Reaktionen in der Ehe lassen.
Wenn das elterliche Einverständnis und der Segen der Eltern fehlt, herrscht beim Mann, häufiger aber noch bei der Ehefrau, Unsicherheit, Angst und die Unfähigkeit, sich einander ganz und ohne Vorbehalte hinzugeben. Ein Ehepaar, bei dem der Segen der Eltern aus irgendeinem Grund zurückgehalten wurde, sollte sein Gewissen reinigen, indem es um Vergebung bittet für jede Verletzung der biblischen Autorität, die bei ihrem Eintritt in die Ehe geschehen ist. Die Beziehung zu den Eltern kann auch dann ein Problem sein, wenn die „unsichtbaren Verbindungen“ zwischen Eltern und dem neuen Ehepaar nicht richtig unterbrochen wurden. Eltern sollten niemals versuchen, ein junges Ehepaar als einen Teil ihrer Familie anzugliedern, sondern sie sollten bereit sein, sie ihre eigene Identität als Familie finden zu lassen, besonders in der Urlaubszeit und in der Zeit von wichtigen Entscheidungen. Eine neue Familie richtig aufzubauen, erfordert, daß ein junges Ehepaar es lernt, sanft, aber bestimmt seine eigene Identität zu finden, um dann eine richtige Beziehung zu ihren Eltern zu haben, die wachsen und reifen kann, frei von Spannungen und von unangemessenem Einfluß auf sie oder ihn.
Zweitens gibt es gewisse Differenzen in der Lebensanschauung oder anderen grundsätzlichen Fragen, die vielleicht niemals vollständig ausgeräumt worden sind. Diese Differenzen können Dinge betreffen wie das Rollenverständnis von Mann und Frau in der Ehe, den Umgang mit Geld, die Rolle, die der Beruf zu Hause spielen soll, Kindererziehung und andere. In all diesen Bereichen sollte der Ehemann die Führung übernehmen, indem er sanft, liebevoll und unter viel Gebet jedes Problem zu einer Lösung und Heilung bringt. Indem sie die heiklen Bereiche angehen, müssen die Ehepartner lernen, ihre Rechte und ihre eigenen Vorstellungen der Herrschaft und der Vermittlung des Heiligen Geistes zu überlassen. Wir müssen erkennen, daß in Wirklichkeit keiner der beiden Partner die ganze Antwort für irgendeine Frage hat, sondern daß der Wille Gottes und die Offenbarung in der Schrift einen angemessenen und annehmbaren Ausgleich bieten werden.
Einige praktische Vorschläge
Soviel wir es auch versuchen mögen, es scheint manchmal, als würden wir einfach nicht fähig sein, die notwendigen Schritte zu tun, um die richtigen Veränderungen in unserer Ehe und in unserem Leben zu bewerkstelligen. Oft sind wir überfordert, solche Veränderungen zu treffen, weil wir ein paar grundlegende Lebensregeln noch nicht gelernt haben, die uns eine Menge Probleme und Schmerzen ersparen würden. Ich möchte einige praktische Hinweise angeben, die dabei helfen sollen, die notwendigen Schritte zu gehen.
1. Lerne, „Nein“ zu sagen!
Das Stichwort hier heißt: Prioritäten setzen. Deine Frau weiß ganz genau, was du bevorzugst. Wenn andere Aktivitäten oder Verantwortlichkeiten ständig die Bedürfnisse ihres Lebens und der Familie verdrängen, dann beginnt sie, einen Mangel an Anteilnahme und Zuwendung zu fühlen. Es wird immer mehr Anforderungen an uns geben, als wir sie uns zeitlich leisten können. Wenn wir nicht die Gnade haben, zur rechten Zeit „Nein“ zu sagen, dann wird unsere Ehe ständig in Gefahr sein.
2. Teile deine Kräfte ein!
Eine der größten Schwierigkeiten und Enttäuschungen, die eine Frau erleben kann, ist, daß sie ein paar Augenblicke mit ihrem Mann zusammen hat und dieser körperlich und gefühlsmäßig ausgebrannt ist. Wir haben nur ein bestimmtes Maß an Kraft. Unsere Arbeit, unsere gesellschaftlichen Aktivitäten, unsere Verantwortung in irgendeinem Dienst und sogar die Freizeit zieht Kraft und Leben aus uns heraus.
Wenn wir nicht darauf achten, etwas an Kraft und Lebendigkeit für unsere Frau übrig zu behalten, sind wir kraftlos und unfähig, in der wichtigsten Beziehung unseres Lebens (neben Gott) das zu geben, was wir geben sollten. Wenn wir genau hinsehen, werden wir feststellen, daß es ein oder mehrere „schwarze Löcher“ in unserer Umgebung gibt, die nichts anderes tun, als Leben und Kraft aus uns zu ziehen, ohne daß irgendein Segen oder ein Ergebnis erkennbar ist. Wenn wir nicht einen klaren Ruf von Gott haben, uns in solche Bereiche einzulassen, sollten wir sie meiden.
3. Lerne es, deinen Bogen zu entspannen
Ein Bogen, der ständig gespannt bleibt, wird schließlich seine Spannkraft und Stärke verlieren. Wenn wir abends die Türschwelle unseres Heimes überschreiten, dann müssen wir lernen, uns zu entspannen, abzuschalten und „zu Hause“ zu sein. Ein Mann, der immer angespannt und aufgedreht ist, dessen Adrenalinspiegel immer überhöht ist, wird niemals für seine Frau und seine Familie von Wert sein.
4. Gib Bestätigung, Anerkennung und Ehre
Dies heißt nicht, daß wir schmeicheln und heucheln sollen. Schmeichelei ist Unwahrheit, die aus einem unehrlichen Motiv heraus ausgesprochen wird. Ehrliche Komplimente, Ermutigung und Anerkennung sind das Gewürz, das deiner Ehe einen guten Geschmack gibt.
Wann hast du deiner Frau das letzte Mal ein Kompliment über ein großes Abendessen gemacht oder darüber, wie gut sie aussieht oder wie schön sie die Wohnung in Ordnung hält? Ein Mann bekommt wenigstens jeden Monat seinen Lohn für die Arbeit überwiesen, die er jeden Tag tut. Aber viele Frauen verbringen Tag für Tag mit sehr anstrengender Hausarbeit und bekommen dafür nicht einmal eine Anerkennung oder ein „Ich danke dir, Liebling.“
Kinder sollten dazu erzogen werden, ihre Mutter zu ehren und zu schätzen, nicht nur für das, was sie tut, sondern auch für das, was sie ist. Der tiefste Wunsch einer Frau ist es, ihrem Ehemann zu gefallen und seine Anerkennung zu gewinnen. Ein Mann, der ständig die Fehler seiner Frau, ihre Schwächen und ihr Versagen aufzeigt, sät eine Saat aus, die eines Tages die Ehe zerstören wird. Ein Mann kann ehrlich sein, wo es notwendig ist, und immer noch einen Überfluß an Anerkennung und Lob geben, der es seiner Frau möglich macht, den Herausforderungen und Anforderungen zu begegnen, unter denen sie als Hausfrau und Mutter steht.
5. Behalte die Initiative
Das kann bedeuten, daß du sogar in totaler Verwirrung noch immer so handeln mußt, als hättest du alles unter Kontrolle. Ein Mann kann immer noch die Initiative ergreifen, ohne daß er genau weiß, was zu tun ist. Die Hauptfrage ist, ob er die Kontrolle und die Leitung aufrechterhält. Nichts verunsichert eine Frau und eine Familie mehr als ein Ehemann, der die Initiative und die Kontrolle in einer Situation aus seinen Händen gleiten läßt, indem er sich davor drückt. Manchmal ist der beste Weg, eine Krise zu meistern, einfach der, daß er jedem sagt: „Setz dich hin und sei ganz ruhig, bis wir herausgefunden haben, was wir als nächstes tun sollen.“ Oft fordern Ehefrauen und Kinder die Initiative und die Leitung des Mannes heraus und hoffen insgeheim, daß sie damit gegen eine Mauer anrennen werden. Kinder und sogar unsere Ehefrauen müssen wissen, wo die Grenze ihres Lebens ist und wo der Mann in ihrem Leben seinen Platz hat. Viele Frauen haben mir in einem seelsorgerlichen Gespräch erzählt: „Ich setzte meinen Mann unter Druck, weil ich wissen will, was wirklich seine wahren Überzeugungen sind.“ Ehemänner können sich eine Menge unnötige Schmerzen und Spannungen in ihrer Ehe sparen, wenn sie es einfach lernen, ihre Überzeugung auszudrücken und auf ihr zu bestehen.
6. Lerne es, jemand zu sein, der andere „befähigt“
Ein Mann kann seine Frau entweder retten, oder er kann sie befähigen. Ein Retter zieht seine Frau jedesmal aus dem Wasser, wenn sie bis über dem Kopf darin steckt, aber ein „Befähiger“ lehrt sie schwimmen. Unsere Ehefrauen schaffen es sehr oft, daß wir für sie unangenehme oder schwierige Situationen durchstehen. Wir aber wollen ihnen helfen, solche Situationen selber zu meistern. Wenn wir unseren Frauen helfen zu lernen, wie sie in schwierigen Situationen richtig handeln, indem wir sie mit unserem Gebet, mit unserer Hilfe und Ermutigung unterstützen, dann werden sie selber wachsen und gesünder werden und uns in ihrer Rolle als Frau und Mutter eine Stütze werden.
7. Lerne es, wichtige Korrekturen von einem Hirten anzunehmen.
Es ist ein Prinzip im Reich Gottes, daß niemand Autorität haben kann, wenn er nicht selbst unter Autorität steht. Eine Frau wird eine gewaltige Sicherheit durch einen Mann finden, der sein Leben ehrlich und willig einem Pastor oder Hirten öffnet. Ein Mann wird von jemandem, der reifer im Herrn ist, nicht nur wichtige Korrektur bekommen, er findet so auch einen Platz, wo er sein Herz öffnen kann und über Schwierigkeiten, Verletzungen, Frustrationen und Ungerechtigkeiten in seiner Ehe sprechen kann.
8. Erkenne die Probleme deines Ehepartners als eine Gelegenheit für dein persönliches Wachstum.
Besonders, wenn bestimmte Probleme lang andauern oder ausnehmend ärgerlich sind, ist es sehr leicht, kritisch, bitter oder ungeduldig mit den Fehlern seiner Frau zu werden.
Die einfachste und wirkungsvollste Möglichkeit, diese negative Haltung zu bekämpfen, ist es, daß du anfängst, dem Herrn für jede Schwäche deiner Frau zu danken, weil dies uns die Gelegenheit bietet, in unserem Glauben mehr Geduld, Liebe und Gnade zu entwicklen. Gebet und Entschlossenheit in dieser Hinsicht kann Wunder bei der Veränderung schlechter Haltungen bewirken.
9. Sei geduldig!
Probleme, die sich über Jahre hinweg entwickelt haben, können nicht über Nacht geheilt werden. Es kann sein, daß man darauf warten muß, bis irgendeine alte Ernte eingebracht ist, oder daß neue Verhaltensmuster entstehen müssen und eine neue Frucht erst wachsen muß. In einigen Ehen kann es zehn Jahre oder länger dauern, bis die Veränderung kommt. Sehr oft werden Ehepaare entmutigt, weil ein Seminar oder ein Buch eine wunderbare Beziehung oft als so leicht erreichbar hinstellt. Wir müssen erkennen, daß viele der Probleme, die wir zu lösen versuchen, das Ergebnis von Erfahrungen aus der Kindheit, von Einflüssen der Eltern oder von jahrelangen, tief eingegrabenen Verhaltensweisen sind. Diese Faktoren werden sich nicht schnell oder leicht ändern, sondern sie brauchen viele Jahre von Wachstum, Gebet und Gottes Gnade, um vollständig geheilt zu werden.
Erfolg auf irgendeinem anderen Gebiet entschuldigt nicht das Versagen zu Hause.
Wenn du der Präsident von VW bist, ein Evangelist, ein Pastor oder ein erfolgreicher Geschäftsmann, wenn du zehntausend Leute für Christus gewonnen hast, aber deine Frau und deine Familie verlierst, dann hast du in Wirklichkeit alles verloren!
Ich glaube, daß die Kirche aufregenderen Zeiten entgegengeht, als sie sie jemals erlebt hat. Aber sie kommt auch in die Phase größter Erprobungen und Versuchungen in ihrer Geschichte. Es wird ein wunderbarer und aufregender Tag sein, wenn wir an die Front treten im Kampf für das Evangelium. Wenn wir jedoch jetzt nicht die Zeit aufbringen, um unsere Ehe zu pflegen, kann es sein, daß wir zurückgeschickt werden, wenn die Trompete erklingt, weil wir in der grundlegendsten der Anforderungen, die der Herr uns gestellt hat, versagt haben.
von Bob Mumford
Quelle: Wiederherstellung, Oktober 1982